Die Oberflächenbehandlung von Holz ist ein wichtiger Schritt in der Holzverarbeitung und spannender Arbeitsschritt für jeden Tischler. Doch ist Vorsicht geboten: „Mal eben schnell“ sollte man bei der dabei vermeiden! Auszubildende Ronja Kügow erklärt, warum.
Die Oberfläche eines Materials oder Werkstoffes verleiht einem Objekt nicht nur die ganz besondere Haptik. Sie dient vor allem zum Schutz vor Beschädigung, Witterungseinflüssen und Feuchtigkeit und ermöglicht eine vielseitige und individuelle Optik.
Es bedarf verschiedener arbeitsintensiver und zeitaufwendiger Arbeitsschritte bei der Behandlung von Oberflächen, von denen aber jeder einzelne wichtig für ein funktionell einwandfreies und ästhetisch ansprechendes Endergebnis ist. Und der Aufwand lohnt sich: der Effekt den eine intensive Oberflächenbehandlung auf ein Material wie Holz hat, ist sehr groß.
Aller Anfang ist eine gute Vorbereitung
Unabhängig davon welche Oberflächenbehandlung später vorgenommen werden soll, ist der erste Schritt immer der gleiche: Die Oberfläche muss geschliffen und dadurch geglättet werden. Hierfür greift der Tischler-Profi, in abhängig von Beschaffung und Qualität der Oberfläche, zu unterschiedlich gekörntem Schleifpapier. So werden in aufeinander aufbauenden Schritten Material abgenommen, kleine Materialschäden ausgearbeitet, vorherige Lackierungen entfernt und die Oberfläche nach und nach geebnet. Behandelt man eine Vollholz- oder furnierte Fläche, gilt es diese zwischendurch leicht zu wässern, damit niedergedrückte Holzfasern, Druckstellen und Porenränder aufquellen und die Oberfläche so vor dem finalen Schliff nochmal etwas aufraut. Um diesem natürlich auftretenden Effekt nicht nach der abgeschlossenen Oberflächenbehandlung zu haben, kommt man ihm durch das Wässern nach dem Vorschliff zuvor.
Entscheidung für die optimale Behandlung
Ist die Oberfläche vorbehandelt, gilt es nun zu entscheiden, welche Oberflächenbehandlung alle ästhetischen und funktionalen Anforderungen erfüllt. Dabei wählt der Profi in der Regel zwischen dem Beizen, dem Bleichen, dem Kalken und dem Räuchern. Diese beeinflussen die Beschaffenheit und Optik des Materials auf unterschiedliche Weisen:
Beizen
Durch Beizmittel wird die natürliche Farbe des Holzes verändert, um so zum Beispiel Farbunterschiede auszugleichen, einen farblichen Effekt zu erzielen, die Maserung des Holzes hervorzuheben oder die Lichtbeständigkeit der Holzfarbe zu verbessern. Man unterscheidet hierbei zwischen der chemischen Beize und der Farbstoffbeize. Chemische Beizmittel verändern durch entsprechende Reaktionen die Farbe. Bei der Farbstoffbeize hingegen werden in Wasser oder Lösungsmittel gelöste Farbstoffe an die Holzfaser gebunden.
Tipp für die Behandlung von Nadelhölzern: mit einer Farbstoffbeize kann es zu einem negativen Beizbild kommen. Das weiche, grobporige Frühholz nimmt bei einer Farbstoffbeize mehr Pigmente der Beize auf als das dichte Spätholz. So erscheinen am Ende die Frühholzzonen dunkler als die Spätholzzonen. Um diesen Effekt zu vermeiden, empfiehlt sich hier die chemische Beize.
Kalken
Hierbei wird eine Kalkpaste in die Poren der Oberfläche gerieben. Dabei können mit unterschiedlich farbigen Kalkpasten auch verschiedene Akzente erzielt werden. Ein eindrucksvoller Kalkeffekt kann allerdings nur bei grobporigen Hölzern (z.B. Eiche) erzielt werden. Darüberhinaus dienen Kalkpasten auch als Porenfüllstoffe.
Bleichen
Durch das Bleichen mit Wasserstoffperoxid werden die natürlichen Farbstoffe des Holzes aufgelöst. Hierbei unterscheidet man zwischen dem Teilbleichen – bei dem die Farbstoffe lediglich aufgehellt werden – und der Totalbleichung – bei der die Pigmente vollständig ausgeblichen werden. Anschließend können sie mit einer Beize im gewünschten Farbton problemlos neu eingefärbt werden. Dieses Verfahren empfiehlt sich vor allem bei Hölzern, deren natürliche Farbstoffe empfindlich gegenüber UV-Strahlung reagieren (z.B. Wenge, Ahorn). Nach einer solchen Behandlung sind starke Verfärbungen ausgeschlossen.
Räuchern
Bei gerbstoffhaltigen Hölzern (z.B. Eiche) ist eine Farbveränderung auch durch Räuchern möglich. Darunter versteht man die Farbveränderung des Holzes durch die chemische Reaktion von Ammoniakdämpfen mit den Gerbstoffen im Holz.
Eine effiziente Endbehandlung ist wichtig
Lacke, Lasuren, Öle und Wachse dienen zur schützenden Endbehandlungen von Oberflächen. Es gilt Umgebungstemperatur, Standort und Belastbarkeit des Endprodukts bei der Wahl der optimalen Endbehandlung zu berücksichtigen. Eine Kombination verschiedenen Oberflächenmittel ist in der Regel nicht möglich.
Lackieren
Lacke bieten einen vielfältigen Gestaltungsspielraum und erzeugen gleichzeitig eine widerstandsfähige Oberfläche. Sie unterscheiden sich in ihrer Herstellung, Zusammensetzung, Konsistenz und Lösemittelbasis und können transparent oder koloriert, matt, tief- oder hochglänzend sein. Der Anwendungsbereich bestimmt, ob auf einen Lack zugegriffen werden sollte, der durch Dispersion aushärten oder einen, dem ein Härter zugemischt werden muss.
Eine gute Lackierung ist aufwendig, in mehreren Arbeitsschritten durchzuführen – je nach Lackbasis nur in gut belüfteten Räumen und unter Einhaltung gewisser Schutzmaßnahmen. Ob mit dem Pinsel, der Rolle oder einem Spritzsystem: es sind immer mindestens zwei Schichten nötig. Nach dem Nachschleifen wird zunächst mit einem Lack oder einem Porenfüller grundiert. Anschließend wird noch einmal leicht geschliffen und erneut lackiert. Je nach Oberflächenqualität und gewünschter Farbintensität kann dieser Schritt wiederholt werden. Hochglanzoberflächen werden zum Schluss noch mit einer Poliermaschine aufpoliert.
Lasieren
Lasuren sind entweder transparente oder mit Pigmenten versehene Anstrichstoffe, bei denen die Holzstruktur und Maserung erkennbar bleibt. Eine Lasur schützt das Material vor UV-Strahlung und Feuchtigkeit.
Ölen
Holzöl kann entweder kalt oder erwärmt mit einem Lappen auf die Holzfläche gerieben werden – ein Vorgang, der nach einem kleinen Zwischenschliff wiederholt werden sollte. Das Öl dringt dabei in die Poren des Holzes ein und verdichtet sie. Hierbei handelt es sich zwar um eine sehr natürliche und schadstofffreie Oberflächenbehandlung von Holz. Allerdings ist die Oberfläche am Ende nicht ganz so widerstandsfähig gegen UV-Licht und mechanische Einwirkungen, weshalb die Ölung hin und wieder ganz einfach aufgefrischt werden sollte.
Wachsen
Ähnlich wie bei einer Behandlung mit Öl kann auch Wachs mit einem Pinsel, Lappen oder gespritzt aufgetragen werden. Es wird im Wasserbad erwärmt und im flüssigen Zustand verarbeitet. Diese Behandlung empfiehlt sich nur bei wenig beanspruchten Oberflächen im Innenbereich, da die Oberfläche sehr pflegebedürftig ist und regelmäßig erneuert werden muss.
Man sieht: Ein fachgerechter Aufbau einer Oberfläche kann sehr aufwändig sein. Zeitintensive Arbeitsschritte, häufige Wiederholungen, längere Trocken- und Aushärtungszeiten und ein nicht unerheblicher Kostenfaktor sollte unterschätzt werden. Am Ende ermöglicht die Oberflächenbehandlungen von Holz allerdings eine schöne Effekt- und Farbgebung und schützenden Versiegelung der Oberfläche – unumgänglich, wenn Sie lange Freude an Ihren Holzmöbeln und -objekten haben möchten.