Bei der Oberflächenbehandlung von Holz gibt es viele unterschiedliche Methoden. Eine sehr ursprüngliche und handwerklich aufwendige Methode ist die Bearbeitung mit Schellack. Was genau diesen Lack ausmacht und wo er herkommt, erläutern wir in dem folgenden Artikel.
Es beginnt mit einer indischen Raupe, die sich auf einem beheimateten Baum niederlässt. Während ihrer paarungswilligen Lebensphase ernährt sie sich von dem Saft des Baumes, auf dem sie lebt. Aus ihren harzigen Ausscheidungen baut sie sich und ihren Eiern einen bernsteinfarbenen Kokon. Eines Tages im 17. Jahrhundert kam ein Möbelbauer vorbei, der ihre Arbeit bewunderte und sich ihres Kokons annahm. Damit veredelte er sein Arbeitsmaterial – Holz. Im 19. Jahrhundert erlebte diese Art der Oberflächenbehandlung ihre Blütezeit und wurde bis heute auch noch nicht vergessen.
Herstellung von Schellack
Gebrauchsfertigen Schellack herzustellen, ist die einfachste Aufgabe in der Verarbeitung des Naturproduktes. In einem wiederverschließbaren Gefäß werden ca. 200 Gramm reiner Alkohol und eine handvoll des blättrigen Schellacks vermischt. Dieses Gemisch wird über Nacht stehengelassen. Am nächsten Tag wird es verrührt und nach einer Filterung in ein zweites, wiederverschließbares Gefäß gegeben. In diesem Zustand ist Schellack einsatzfähig und kann verarbeitet werden. Die fertige Politur kann bei Bedarf jeder Zeit weiter mit Alkohol verdünnt werden.
Anwendung von Schellack
Um zu einer hochglänzenden Schellackoberfläche zu gelangen, gibt es drei wichtige Schritte, die zu beachten sind:
1. Grundierung
2. Deckpolierung
3. Auspolierung
Bei der Grundierung füllt und schließt man die Poren in einem Arbeitsschritt. Dies ist für Oberflächen feinporiger Hölzer wie Nussbaum, Kirschbaum oder Mahagoni von Vorteil. Doch kann man auch grobporige Hölzer wie Eiche oder Esche mit Schellack bearbeiten. Um die Poren zu schließen, verwendet man einen Stoffballen, der mit Watte gefüllt ist sowie etwas Bimsmehl. Das feine Mehl wird auf der Holzoberfläche verteilt. Die Watte in dem Stoffballen füllt man mit dem fertig angesetzten Schellack. Dann starten man mit kreisenden Bewegungen den Lack auf die Fläche auf zu bringen. Dadurch verteilt man das Bimsmehl in den Poren und füllt sie dadurch auf. Diesen Vorgang wiederholt man zwei bis drei Mal. Zwischen den einzelnen Durchgängen muss die behandelte Fläche trocknen.
Für die Deckpolierung wird ein zweiter Stoffballen mit Watte und Schellack vorbereitet. Der Lack wird dieses Mal in achtförmigen Bewegungen auf dem Holz verteilt. Sollte der Ballen so fein wie gewünscht über die Oberfläche gleiten, kann man ein bis zwei Tropfen Polieröl verwenden, welches direkt auf den Stoffballen gegeben wird. Auch den Schritt der Deckpolierung wiederholt man mehrere Male. Hier gilt es ebenfalls kleine Pausen zwischen den Vorgängen zu lassen, damit sich die darunterliegende Schellackschicht nicht löst. Wichtig bei diesem zweiten Schritt ist, das man nicht zu wenige Schichten aufträgt.
Auch bei dem dritten Schritt der Oberflächenbehandlung mit Schellack ist wieder ein Stoffballen vonnöten. Bei der Auspolierung ist es wichtig, dass der Stoffballen mit einem sehr stark verdünnten Schellack aufgefüllt wird. Mit diesem geht man schnell und gleichmäßig über die Oberfläche um alle restlichen Ölspuren zu entfernen. Im Anschluss an diesen Arbeitsschritt kann man mit dem Hochschleifen beginnen. Man startet mit einer feinen Schleifkörnung (z.B. 400) und verwendet immer feiner werdende Körnungen sowie Polierpaste, bis man den gewünschten Glanzgrad erreicht hat.
Diese Oberflächenbehandlung von Holz ist sehr zeitaufwendig, da alles nur in Handarbeit gemacht werden kann und zwischen den einzelnen Schritten immer die Trocken- und Aushärtungszeit beachtet werden muss. Wenn Sie das Ergebnis dieser Arbeit einmal gesehen haben wissen Sie aber, dass sich dieser Aufwand lohnt.
Welche Oberflächenbehandlung Ihr neuer Tisch oder Schrank benötigt oder welcher Lack welches Holz für welche Situation wappnet – für diese Fragen stehen Ihnen Andreas Herling und sein Team selbstverständlich beratend zur Seite.